Gesundheitsnetz Rheingau e.v

Vorsorgekoloskopie

von Dr. Matthias Marks

Vorsorgekoloskopie zur Früherkennung von Darmkrebs

Warum Vorsorgekoloskopie

In Deutschland erkranken jährlich mehr als 70.000 Menschen neu an Darmkrebs und damit ist dies die Krebsart mit der höchsten Zahl an Neuerkrankungen pro Jahr. Das durchschnittliche Alter beträgt bei Männern circa 69 und bei Frauen circa 75 Jahre. Fünf Prozent der Betroffenen mit Darmkrebs sind jünger als 45 Jahre alt. In diesen Fällen handelt es sich meist um erblich bedingte Formen von Darmkrebs.

Darmkrebs ist mit 27.000 Todesfällen jährlich die zweithäufigste Krebstodesursache in Deutschland nach dem Lungenkrebs bei Männern und dem Brustkrebs bei Frauen.

Wird Darmkrebs jedoch frühzeitig entdeckt und behandelt, ist er bei bis zu 90 Prozent der Patienten heilbar. Daher nimmt die Früherkennung bei Darmkrebs einen besonderen Stellenwert ein.

Je früher der Darmkrebs erkannt wird, desto höher sind die Heilungschancen. Gelingt es den Krebs in einem frühen Stadium zu entdecken, was nur mit einer Darmspiegelung möglich ist,  liegen die Heilungschancen bei nahezu 100%.
Vorstufen zunächst gutartig

Die Besonderheit des Darmkrebses ist, dass er meist aus zunächst gutartigen Vorstufen,  sogenannten Polypen, entsteht. Diese gutartigen Polypen können während einer Darmspiegelung erkannt und in der gleichen Sitzung abgetragen werden, so dass kein Krebs mehr entstehen kann. Die endoskopische Entfernung der Polypen ist ein risikoarmes Verfahren, welches von jedem erfahrenen Gastroenterologen (Magen- und Darmspezialisten) durchgeführt wird.

Diese gutartigen Polypen sind insbesondere bei Menschen über 50 weit verbreitet und nehmen mit zunehmendem Alter an Häufigkeit zu, wodurch auch die Wahrscheinlichkeit, an Darmkrebs zu erkranken, mit steigendem Alter steigt. Deshalb wurde 2002 die Darmspiegelung in das gesetzliche Krebsfrüherkennungsprogramm aufgenommen und flächendeckend eingeführt. Ab dem 55. Lebensjahr besteht der Anspruch auf diese Untersuchung, die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Bei unauffälligem Untersuchungsbefund sollte die Darmspiegelung nach spätestens 10 Jahren wiederholt werden. Auch junge Menschen können an Darmkrebs erkranken.

Bereits vor dem 55. Lebensjahr muss eine Darmspiegelung erfolgen, wenn der Verdacht auf eine Dickdarmerkrankung, ein konkreter Verdacht auf Darmkrebs oder eine besondere Risikosituation besteht. Blut im Stuhl ist ein Alarmzeichen und fordert, wie auch ein positiver Stuhlbluttest, unverzügliches Handeln. Wenn in der Familie schon Darmkrebs vorgekommen ist oder auch nur gutartige Polypen bei Familienangehörigen nachgewiesen wurden, erhöht sich das Risiko für die Betroffenen erheblich. Bei einer familiären Belastung muss die Darmspiegelung nicht nur vor dem 55. Lebensjahr durchgeführt werden, sondern auch vor Ablauf der 10 Jahre wiederholt werden. Diese Darmspiegelungen werden ebenfalls von den gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen.
Überzeugende Ergebnisse zur Vorsorge

Vor zwei Jahren hatte eine Fall-Kontroll-Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg eine Reduktion der Darmkrebsrate um 77 Prozent ermittelt (Annals of Internal Medicine 2011; 154: 22-30). Jetzt kommt eine US-Studie zu einem fast identischen Ergebnis: Die Vorsorge-Koloskopie könnte die Rate von Darmkrebserkrankungen in der Allgemeinbevölkerung um mehr als zwei Drittel senken (Annals of Internal Medicine (2013; 158: 312-320).

Trotz den überzeugenden Ergebnissen aus verschiedenen Studien wird die Früherkennungsuntersuchung durch die Berechtigten noch zu wenig in Anspruch genommen: Nur 34% der Frauen und 17% der Männer nehmen diese wichtige Möglichkeit zur rechtzeitigen Erkennung von Darmkrebs wahr.
Durchführung der Koloskopie und Alternativen

Die bisher zur Verfügung stehenden Alternativen, wie die Kapsel-Endoskopie oder die Computertomographie / Kernspintomographie, haben entscheidenden Nachteile: die Erkennungsrate von Polypen ist deutlich geringer ist als bei der Koloskopie und verdächtige Strukturen können nicht sofort entfernt. Das bedeutet, dass im Anschluss doch eine Koloskopie durchgeführt werden muss.

Die Koloskopie wird nach einer kompletten Reinigung des Darms in einer Kurznarkose durchgeführt, was bedeutet, dass der Patient während der Untersuchung schläft und nach erfolgter Untersuchung rasch wieder aufwacht. Die Darmspiegelung ist völlig schmerzfrei.

Bei keiner anderen Krebsart kann durch die Früherkennung so viel erreicht werden. Darmkrebs ist im Frühstadium, d.h. wenn der Tumor rechtzeitig entdeckt wird, zu nahezu 100% heilbar. Deshalb bleibt die Darmspiegelung die beste Waffe gegen den Darmkrebs!

Im Rheingau beraten Sie gern alle Hausärzte und Fachärzte des Rheingauer Ärztenetzes zur Vorsorgekoloskopie.

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